Traumstoffrock Teil II (Schnittentwicklung)

Ich habe mich sehr gefreut, dass Euch der Stoff so gut gefallen hat! Wenn jemand von Euch ernsthaft Interesse an einem Meter dieses Stoffes ist, kann er sich gerne bei mir melden. Ich habe nämlich vor einer Woche eine Mail von Stoffschmie.de bekommen, sie haben aus Versehen, beim aktivieren eines alten Druckauftrags meinen Stoff gleich noch einmal gedruckt. Er wäre also noch einmal exklusiv für eine von Euch zu erwerben.

Einige haben noch nach der Qualität gefragt, und ob die Farben ausbluten beim Waschen. Ich habe meinen Stoff noch nicht gewaschen, weil der Stoff nämlich gewaschen und gebügelt nach Hause kommt. Ich werde aber demnächst mal ein Stückchen in die nächste Wäsche schmeißen und dann berichten. Ansonsten trägt sich der Stoff toll und hat bislang auch kein Pilling oder ähnliches gebildet.
Ein toller Stoff braucht einen schlichten Schnitt um wirklich zur Geltung zu kommen. Heute zeige ich Euch einen schlichten Jerseyrockschnitt, der durch die leichte A-Linie der Figur schmeichelt und nicht aufträgt.
Und jetzt schnappt Euch ganz schnell ein großes Stück Papier und Stift und zeichnet Euch ein Schnittmuster. Ich verspreche Euch, es geht ganz einfach und dauert nicht lange. Einen fertigen Schnitt ausdrucken und zusammenkleben dauert nicht viel länger.
Da der Rock ja maßgeschneidert werden soll, müsst ihr Euch als allererstes selbst vermessen. Das macht ihr am besten nur mit Unterwäsche. Ihr braucht folgende Maße:
der obere Rockumfang (rote Linie). Überlegt Euch zuerst, wo der Rock sitzen soll. Ich mag gerne Röcke, die unter dem Bauchnabel anfangen, er darf aber auch gerne in der Taille sitzen. Am besten mit einem Band fixieren.
der Poumfang (grüne Linie). Hier müsst ihr Eure dickste Stelle suchen.

der Abstand (lila Linie). Ihr braucht den genauen Abstand zwischen dem oberen Rockumfang und dem Poumfang.

die Rocklänge. Der Rock soll ein kurzer Rock werden. Wie kurz oder lang bleibt Euch überlassen. Ich habe ihn kurz über den Knien enden lassen. Ihr müsst dafür vom oberen Rockumfang aus über die Hüfte die gewünschte Länge messen.

 Dann braucht ihr ein großes, rechteckiges Stück Papier. Ich habe zwei Din A 2 Bögen aneinander geklebt.

Da das Vorderteil und das Rückenteil das gleiche Schnittmuster haben werden reicht Euch ein Bogen Papier. Das Schnittmuster wird jetzt im Stoffbruch aufgezeichnet.
Jetzt fangt ihr an der oberen rechten Ecke an. Zuerst müsst ihr die obere Rockweite durch 4 teilen. Dann multiplitziert ihr den erhaltenen Wert mit 0,9.
Also:

obere Rockweite : 4 x 0,9

Den erhaltenen Wert tragt ihr an der oberen Kante ab.

 Als nächstes wird der Abstand zwischen oberer Rockweite und Poumfang von der rechten oberen Ecke nach unten hin abgetragen (lila Linie). Hier müsst ihr nichts umrechnen.

 Im rechten Winkel dazu wird nun der Poumfang abgetragen. Diesen müsst ihr wieder durch 4 dividieren und mit 0,95 multiplizieren. Also:

Poumfang : 4 x 0,95

Das ergibt einen eher schmal geschnittenen Rock. Wer einen weiteren Rock haben möchte rechnet nur Poumfang : 4. Im Bild seht ihr bei mir zwei Markierungen. Die eine ist mit Faktor 0,95, die andere ohne.

 Als nächstes wird eine Linie von der oberen roten Markierung durch die untere grüne Markierung gezogen, die genau so lang ist wie der Rock später werden soll (blaue Linie).

Dann wird an der rechten oberen Ecke eine Markierung 2 cm nach unten gemacht. Bei größeren Größen (ab Größe 40) sollte man 2,5-3 cm nehmen.

Dann zieht man mit dem Lineal eine Linie zur oberen Rockweite.

Diese sollte man etwas rund ausformen. Dabei aufpassen dass der Winkel vorne an der Ecke zum Blattrand etwa 90° beträgt. Sonst gibt es dort beim Ausschneiden im Stoffbruch einen komischen Knick.

Jetzt müsst ihr an der vorderen Kante die Rocklänge (blaue Linie) abtragen. Mit dem Messen aber erst bei der zuvor gezeichneten Rundung anfangen und nicht oben an der oberen rechten Ecke.

Jetzt zur anderen blauen Linie mit dem Lineal eine Verbindungslinie zeichnen.

Und diese Linie wieder rund ausformen. Dabei wieder aufpassen, dass zum Blattrand ein 90° Winkel entsteht.

Diesen fertigen Schnitt jetzt ausschneiden.

Umdrehen und an der oberen Kante (obere Rockweite) mehrmals 9 cm abtragen.

Daraus eine Linie zeichnen, die parallel zur oberen Rockweite geht.

An dieser Stelle wird jetzt das Schnittmuster geteilt.

Zeichnet Euch an der linken Seite des Schnittmusters jeweils beim Bund (kleines Teil oben) und beim Rockteil den Stoffbruch/Fadenlauf ein.

Fertig ist Euer Rockschnittmuster. Das nächste mal geht es ans nähen!
Ganz wichtig, der Schnitt ist nur für Jersey geeignet!!!!!
Solltet ihr Teile des Tutorials nicht verstanden haben, meldet Euch bitte. Ansonsten: Durch das anklicken der Bilder werden sie größer, ich habe versucht alles ganz deutlich zu beschriften.

Traumstoffrock Teil I

Ich mag Röcke total gerne, trage aber eigentlich viel zu selten welche. Nachdem ich die letzten paar Jahre immer eher für meine Kinder genäht habe und nicht mehr so viel für mich war mal wieder ein schöner Rock fällig.
Auf der Suche nach dem perfekten Stoff kam mir die Idee: Wieso nicht mal selbst einen entwerfen? Gesagt getan. Ich habe also stundenlang am Laptop gesessen und mir meinen Stofftraum entworfen. Als Programm habe ich Adobe Illustrator verwendet. Das arbeitet mit Vektoren. Da hat man die perfekten Linien, egal wie sehr man das Muster vergrößert (im Gegensatz zu einem Foto, dass beim vergrößern immer pixeliger wird). Das Programm verwende ich im übrigen auch für meine Schnitte. Deshalb war es naheliegend auch damit zu arbeiten.
Dann habe ich das Design bei der Stoffschmiede hochgeladen. Die haben auf ihrer Seite ein geniales Tool, den Stoffdesigner, da kann man mit einer einfachen Grafik die tollsten Stoffe entwerfen. Aber Achtung, das macht echt süchtig damit zu spielen.

Nein, das ist nicht mein Design, das ist eine Screenshot vom herumprobieren. Bei der “Design-Anordnung” würde ich mir noch folgende Anordnungsmöglichkeit wünschen:

Also eine Drehung im Rapport. Diese Anordnung habe ich auch verwendet, allerdings selbst mit meinem Grafikprogramm erstellt. Zuerst war ich sehr enttäuscht, weil das Muster in der Vorschau zu klein war. Bis ich darauf gekommen bin, dass ich die Grafik mit 72dpi gespeichert hatte hat es ein bisschen gedauert. Jetzt weiß ich, dass mindestens 250dpi nötig sind.
Danach kam das Schwierigste: Das Warten auf den Stoff. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch.
Endlich nach ca. drei Wochen war das Päckchen endlich im Briefkasten:

 Ich habe den Viskose-Elasthan Jersey genommen, weil ich etwas sehr fließendes, kühles haben wollte.

 Und so schaut er aus.

 Ich bin ganz begeistert, wie klar das Druckbild ist.

 Mein Design war schon sehr filigran, aber das kommt echt gut rüber.

Im Teil II möchte ich Euch das nächste mal zeigen, wie ihr (diesmal nur mit Stift und Papier und ohne PC) Euch einen Schnitt für einen einfachen Jerseyrock nach Maß entwerfen könnt. Vielleicht habt ihr ja Lust mitzumachen? Selbst mal einen Stoff zu designen? Das macht echt Spaß. Oder vielleicht habt ihr ja Euren Traumstoff schon und sucht den perfekten Schnitt dafür?